Familistische und völkische Eltern ?

* Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Franziska Giffey hat ein Geleitwort zu „Ene, mene, muh . . .“ der Amadeu Antonio Stiftung geschrieben, einer vom Bundesfamilienministerium geförderten Handreichung für den Kitaalltag.
Sorgen von Eltern um eine Frühsexualisierung ihrer Kinder, so liest man dort, seien eine „Ablehnung von Sexualpädagogik und Bildung zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ (S.4). „Kindern Geschlechtergerechtigkeit und die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten und Lebensweisen zu vermitteln, ist Teil des Erziehungsauftrags“ (S.8).

Die Pädagogik der Vielfalt, Diversity und Demokratiepädagogik wird in dieser Handreichung an Hand von Fallbeispielen dargestellt:
„In einer Kita fallen zwei Geschwister auf, die besonders zurückhaltend sind und wenig von zu Hause, z.B. vom Wochenende, erzählen. So verhalten sie sich im Morgenkreis zum Wochenbeginn schweigsam und passiv. Gleichzeitig gibt es keine sogenannten Disziplinprobleme, diese Kinder scheinen besonders ‚gut zu spuren‘. Außerdem sind traditionelle Geschlechterrollen in den Erziehungsstilen erkennbar: Das Mädchen trägt Kleider und Zöpfe, es wird zu Hause zu Haus- und Handarbeiten angeleitet, der Junge wird stark körperlich gefordert und gedrillt“ (S.12).
Für die Erzieher*innen wird die Darstellung kommentiert:
„Im Fallbeispiel gibt es Hinweise darauf, dass die Kinder in einem rechtsextremen völkischen Elternhaus aufwachsen. Völkische Erziehungsstile sind in der Gegenwart – wie bereits im Nationalsozialismus – stark darauf ausgerichtet, Kinder zu Gehorsam und Unterordnung in eine völkische Gemeinschaft zu erziehen. Die Erziehung in den Familien ist dabei sehr auf die Ausbildung klassischer Geschlechterrollen bedacht. Es geht darum, ein ‚richtiger Junge‘ und ein ‚richtiges Mädchen‘ zu sein und um die Perspektive, dass aus Mädchen ‚deutsche Mütter‘ werden und aus Jungen ‚politische Kämpfer‘
(S.13).“

Beispiel einer “ Besorgten Mutter‘ „:
„In ihrer [ sic! ] Kita gibt es eine Verkleidungsecke mit Kostüm- und Schminksachen, welche die Kinder rege nutzen. Ein Junge lässt sich von ihnen [ sic! ] die Fingernägel lackieren. Am nächsten Tag sucht dessen Mutter vehement ein Gespräch mit ihnen [ sic! ].“
Kommentar:
„Die Annahme, Jungen würden sich nicht die Fingernägel lackieren, verweist auf geschlechtsspezifische, gesellschaftliche Zuschreibungen. Aus Perspektive von Kinderrechten, des Kinder- und Jugendhilfegesetzes und weiteren fachlichen Einschätzungen werden mit geschlechtsstereotypen Interventionen Bedürfnisse und Bedarfe des einzelnen Kindes nicht angemessen wahrgenommen. Kindern werden individuelle Entwicklungsmöglichkeiten abgeschnitten…“ (S.19). Im Gspräch mit der Mutter sei es wichtig, „das Kindeswohl und das damit verbundene Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit als Ziel des Gespräches im Blick zu behalten“ (S.21). Es sei auch zu überlegen, ob eine Fachveranstaltung mit externen Expert*innen für einen Elternabend zum Thema „Geschlechtliche Vielfalt“ sinnvoll ist.

Weiter wird kommentiert: „Demokratieförderung bedeutet grundlegend eine Förderung von Geschlechtergerechtigkeit. … Die fachliche Auseinandersetzung darum, dass Geschlecht sozial konstruiert und erlernt wird und Geschlechterrollen veränderbar und je nach Zeit und Kontext anders verstanden werden, beugt vor, Kinder nach Geschlechtern zu sortieren und danach zu bewerten. Das befreit die Kinder von Einschränkungen (‚Lisa, lass das, das ist nichts für Mädchen‘) und baut zugleich Vorurteile ab, z.B. gegenüber Homosexualität (‚der Junge spielt wie ein Mädchen, der ist bestimmt schwul‘). Es ermöglicht allen Kindern eine freie Entwicklung ihres Selbst, öffnet den Blick auf transsexuelle und intergeschlechtliche Kinder . . . (S.31).“

Das Diversity-Konzept wird als Bereicherung pädagogischen Handelns gesehen. Dabei soll Diversity als ganzheitliches Konzept verstanden werden: „Es soll politische Inhalte, Orientierungen und Ziele der einzelnen Ansätze (veranschaulicht in der Gleichung F (Feminismus) + GM (Gender-Mainstreaming + I (Interkulturalität) … + A (Antirassismus) + E (Enthinderung) + LSBT ( Lesbisch, Schwule, Bisexuelle und Transgender)… = Diversity)“ verstehen.

Eltern in Polen, die ihre Kinder nicht in gegenderte KiTas geben möchten, haben inzwischen über 160 erklärte „Anti-Gender-Kitas“.

Am 5. November findet in Berlin eine Anhörung zum neuen Kita-Gesetz beim zuständigen Ausschuss im Bundestag statt. Zu den förderfähigen „Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Qualität in der Kindertagesbetreuung“ – heißt es in § 2 Abs. 10 – gehört der „Abbau geschlechterspezifischer Stereotype“. Gerne können Sie Ministerin Giffey oder dem Ausschuss hierzu Ihre Meinung schreiben – uns gerne Ihre Kopie, oder Ihre Meinung hier.


Verantwortung für die Familie e.V.